Ratgeber Adyen erholt sich: Comeback der profitablen Wachstumsgeschichte?
Veröffentlicht am 25.06.2025 von Andreas Vonoia
Nach einem tiefen Absturz aufgrund schwindender Profitabilität ist Adyen das Comeback gelungen. Der Zahlungsdienstleister gewann das Vertrauen der Anleger zurück, indem er den Fokus konsequent auf Margenstärke, Kostenkontrolle und seinen strategischen Omnichannel-Vorteil legte.

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Zum Broker-VergleichDer Wendepunkt: Wie Adyen das Vertrauen zurückgewann
Um die aktuelle Erholung zu verstehen, muss man sich die Gründe für den Absturz vergegenwärtigen. Anleger straften Adyen nicht primär für nachlassendes Wachstum ab, sondern für eine schrumpfende Profitabilität. Die EBITDA-Marge, eine zentrale Kennzahl für die operative Rentabilität, war unter Druck geraten. Das Unternehmen investierte massiv in Personal, um die globale Expansion voranzutreiben, während der Wettbewerb, insbesondere in Nordamerika, die Preise drückte. Der Markt interpretierte dies als ein Zeichen der Schwäche und stellte das bisherige Mantra des hochprofitablen Wachstums infrage.
Die Antwort des Managements liess nicht lange auf sich warten und die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2024 sprechen eine deutliche Sprache. Adyen hat seine Hausaufgaben gemacht und an den entscheidenden Stellschrauben gedreht. Die Kehrtwende fusst auf mehreren Säulen:
- Rückkehr zur Margenstärke: Die wohl wichtigste Nachricht für Investoren war die Erholung der EBITDA-Marge. Nach einem Rückgang auf 46 % im Jahr 2023 kletterte sie im Gesamtjahr 2024 auf 50 % und erreichte in der zweiten Jahreshälfte sogar beeindruckende 53 %. Dies signalisiert, dass Adyen wieder in der Lage ist, Wachstum in hochprofitablen Gewinn umzumünzen.
- Anhaltend starkes Volumenwachstum: Trotz des Fokus auf Effizienz hat das Wachstum nicht gelitten. Im Gegenteil: 2024 überschritt das abgewickelte Zahlungsvolumen erstmals die magische Marke von einer Billion Euro. Dieses enorme Volumen unterstreicht die systemische Relevanz und die tiefe Integration von Adyen bei seinen Grosskunden.
- Disziplinierte Kostenkontrolle: Die Phase der aggressiven Neueinstellungen scheint vorüber. Die Investitionsausgaben (CapEx) lagen bei moderaten 5 % des Nettoumsatzes. Das Management hat bewiesen, dass es auf die Sorgen des Marktes reagiert und den Fokus von Wachstum um jeden Preis auf nachhaltige, profitable Expansion verlagert hat.
- Effiziente Kapitalumwandlung: Eine Free Cashflow Conversion Ratio von 88 % zeigt, wie effizient das Geschäftsmodell ist. Ein Grossteil des erwirtschafteten Gewinns wird direkt in frei verfügbare Mittel umgewandelt. Das schafft finanzielle Stabilität und Spielraum für zukünftige Investitionen oder Ausschüttungen.
Die Strategie hinter den Zahlen: Mehr als nur Online-Zahlungen
Adyens Erfolg basiert auf einer einzigen, globalen Plattform, die es Grosskunden ermöglicht, Zahlungen über alle Kanäle hinweg – online, mobil und im stationären Handel – nahtlos abzuwickeln. Genau hier liegt der Schlüssel zum jüngsten Erfolg, denn das Wachstum kommt längst nicht mehr nur aus dem E-Commerce.
Ein herausragender Wachstumstreiber ist das Geschäft am Point-of-Sale (POS), also an der Ladenkasse. Hier stieg das Volumen im zweiten Halbjahr 2024 um satte 48 % auf über 137 Milliarden Euro. Dieser "Omnichannel"-Ansatz ist Adyens grosser Trumpf. Unternehmen wie McDonald's oder H&M wollen keine separaten Dienstleister für ihre Online-Shops, ihre Apps und ihre Filialen. Sie wollen einen Partner, der eine einheitliche Sicht auf den Kunden und seine Transaktionen ermöglicht. Adyen liefert genau das und hebt sich damit von vielen Wettbewerbern ab, die oft nur in einem der beiden Bereiche stark sind.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Strategie der "Share of Wallet Expansion". Ein Grossteil des Wachstums stammt nicht von Neukunden, sondern von Bestandskunden, die immer mehr ihres globalen Zahlungsvolumens über die Adyen-Plattform leiten. Dies zeugt von hoher Kundenzufriedenheit und der "Klebrigkeit" des Produkts. Ist ein global agierendes Unternehmen erst einmal tief in die Adyen-Infrastruktur integriert, ist ein Wechsel zu einem anderen Anbieter aufwendig und kostspielig.
Wettbewerb und Risiken: Kein Selbstläufer
Trotz der beeindruckenden Erholung operiert Adyen in einem hochkompetitiven Umfeld. Der Hauptkonkurrent, insbesondere im Bereich digital-nativer Unternehmen und Start-ups, bleibt das US-Unternehmen Stripe. Stripe ist bekannt für seine entwicklerfreundlichen Schnittstellen und seine aggressive Expansion. Während Adyen sich traditionell auf grosse, etablierte Konzerne konzentriert, zielt Stripe auf die schnell wachsenden Tech-Unternehmen von morgen.
Daneben gibt es eine Vielzahl weiterer Akteure, von PayPal und seiner Tochter Braintree bis hin zu traditionellen Banken-Acquirern wie Worldpay. Der Wettbewerb findet primär über zwei Ebenen statt: Preis und Funktionalität. Adyen muss kontinuierlich innovativ bleiben, um seinen technologischen Vorsprung zu verteidigen und gleichzeitig die Gebühren auf einem Niveau zu halten, das die hohen Margen rechtfertigt.
Weitere Risiken liegen im regulatorischen Umfeld, das sich im Finanzsektor schnell ändern kann, sowie in der Abhängigkeit von der globalen Konjunktur. Eine weltweite Rezession würde den Konsum dämpfen und damit direkt das Transaktionsvolumen und die Umsätze von Adyen belasten.
Fakt | Beschreibung |
Firma | Adyen N.V. |
Gründung | 2006 |
Hauptsitz | Amsterdam, Niederlande |
Kerngeschäft | Globale Zahlungsabwicklung (Acquiring, Gateway, Processing) aus einer Hand |
Schlüsselmetrik 2024 | Über 1 Billion Euro abgewickeltes Transaktionsvolumen |
EBITDA-Marge (H2 2024) | 53 % |
Wichtigste Wettbewerber | Stripe, PayPal (Braintree), Worldpay from FIS |
Ausblick: Ist die Wachstumsgeschichte intakt?
Die Frage, die sich Anleger heute stellen, lautet: Ist Adyen wieder die alte, zuverlässige Wachstumsaktie? Die Antwort ist ein differenziertes Ja. Das Unternehmen hat eindrucksvoll bewiesen, dass es in der Lage ist, auf Marktfeedback zu reagieren und sein Geschäftsmodell auf Profitabilität zu trimmen, ohne das Wachstum abzuwürgen. Der strategische Fokus auf grosse Unternehmenskunden mit Omnichannel-Bedarf schafft einen tiefen Burggraben, den Wettbewerber nur schwer überwinden können.
Auf der Pro-Seite stehen das bewiesene, skalierbare Geschäftsmodell, die hohe und wieder steigende Profitabilität, die starke Kundenbindung und der riesige, weiter wachsende Markt für digitale Zahlungen. Die Verschiebung hin zu diszipliniertem Wachstum dürfte langfristig orientierte Investoren beruhigen.
Auf der Kontra-Seite bleiben die hohe Bewertung der Aktie – auch nach der Erholung ist Adyen kein Schnäppchen – und der unerbittliche Wettbewerb. Das Unternehmen muss seine hohe Innovationsgeschwindigkeit beibehalten, um technologisch an der Spitze zu bleiben. Die globale Expansion, insbesondere in Nordamerika, bleibt eine Herausforderung und erfordert weiterhin erhebliche Investitionen.
Letztendlich hat Adyen das Vertrauen des Marktes durch Taten zurückgewonnen. Das Narrativ hat sich von "Wachstum um jeden Preis" zu "profitabler, nachhaltiger Weltmarktführer" gewandelt. Für Anleger, die an diese langfristige Vision glauben und bereit sind, für Qualität einen angemessenen Preis zu zahlen, ist die Comeback-Geschichte von Adyen zweifellos eine der überzeugendsten im europäischen Technologiesektor.

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