Ratgeber Broker Vergleich: Wer ist der Richtige für mich?

Veröffentlicht am 29.06.2025 von Andreas Vonoia

Willkommen auf der Suche nach dem besten Online-Broker des! In einer Welt, in der die Finanzmärkte zunehmend digitalisiert werden, hast du eine Vielzahl von Optionen zur Verfügung, wenn es darum geht, online in Aktien zu investieren.

„Wäre der günstigste Broker automatisch der beste, könnte man sein Depot auch beim Gemüsehändler eröffnen – Hauptsache, die Order kostet nichts.“
Doch ganz so einfach ist es nicht: Gebühren sind nur eine – wenn auch sichtbare – Facette in einem komplexen Ökosystem aus Regulierung, Technologie und Servicequalität. Wer heute (oder morgen) Wertpapiere handeln will, steht vor einer größeren Auswahl denn je: vom Smartphone-Neobroker mit Ein-Finger-Bedienung bis hin zur Vollbank mit über 25 Jahren Börsenerfahrung. Wo also anfangen?


1. Von 40-DM-Telefonorders zur 1-€-App

Vor einem Vierteljahrhundert zahlten deutsche Privatanleger für eine Standardorder locker 80 DM – telefonisch, versteht sich. Schon die Comdirect galt Anfang der 2000er als disruptiv, weil sie das Ganze online für umgerechnet 20 € anbot. Heute schlagen Neobroker wie Trade Republic mit einer Pauschale von 1 € je Börsenauftrag diese Marke um 95 % – bei null Depotgebühr  .

Der Preiswettlauf ist aber kein Selbstzweck: Die Plattformkosten sinken, Order-Routings werden automatisiert, und skalierbare Cloud-Infrastruktur drückt die fixe Kostenbasis. Gleichzeitig rückt die Regulatorik nach. Ab Juni 2026 soll in der EU das umstrittene Payment for Order Flow (PFOF) verboten werden – ein Geschäftsmodell, das viele Gratisbroker quersubventioniert  . Wer schon heute Broker wählt, sollte also fragen, wie dessen Erlöse morgen aussehen – und wer die Rechnung dann zahlt.


2. Die wichtigsten Entscheidungskriterien

Dimension

Warum sie zählt

Typische Spannbreite 2025*

Ordergebühren

Direkter Kostentreiber für Trader und Einsteiger-Sparplaner

0 € (Smartbroker+ ab 500 €) bis 9,90 € (Comdirect nach Aktionszeitraum)

Depotgebühr

Frisst stille Rendite, besonders bei Buy-and-Hold-Strategien

0 € (Neobroker) bis 1,95 €/Monat (Comdirect, wenn inaktiv)

Handelsplätze & Asset-Klassen

Bestimmt Preis­qualität (Spread) und Diversifikation

LS/GETTEX only → volles Börsen­universum inkl. Außerbörslich

Einlagensicherung & Verwahrung

Schutz im Worst-Case; relevant für Cash-Zinsen

Gesetzlich 100 k € → BdB-Fonds > 5 Mio. €

Steuern & Reporting

Spart Nerven und ggfs. Steuerberater

Vollständige Jahressteuer-Info vs. ETF-Sparplan-CSV

Tech & API-Zugriff

Schnelligkeit, Automatisierung, Robo-Advisory-Anbindung

Nur App → REST/WebSocket API + CSV Export

*Stand: Juni 2025. Quellen siehe Einzelabschnitte.


3. Preis-Leistung im Detail

3.1 Trade Republic – der Ein-Euro-Benchmark

  • Gebühren: 1 € Fremdkostenpauschale pro Order; Sparpläne auf > 2 600 ETFs gratis  
  • Handelsplätze: LS Exchange & Tradegate (abends länger offen)
  • Assets: Aktien, ETFs, > 50 Kryptowährungen – allerdings mit ca. 2 % Spread  
  • Zinsen: 4 % p. a. auf Cash bis 50 k € (Marketingknüller, variabel)
  • Schwachpunkte: Kein Xetra-Handel, keine Fremdwährungen, PFOF-Abhängigkeit

Für wen geeignet? Minimalisten, die primär Sparpläne oder gelegentliche Trades bis 2 000 € ausführen und Komfort wichtiger finden als Börsen-Vielfalt.


3.2 Scalable Capital – Flat oder Flatrate

  • Gebührenmodell: 0,99 € je Order auf GETTEX (Free-Tarif) oder 4,99 €/Monat für unbegrenzte 0 €-Trades ab 250 € (Prime+)  
  • Xetra-Aufschlag: 3,99 € + 0,01 % (min. 1,50 €) – interessant bei größeren Volumina und engeren Spreads
  • Zinsen: 2 % p. a. (Prime+) auf bis zu 500 k € – macht Cash-Quote wieder sexy
  • Extras: API-Beta, Desktop-Web plus App, über 2 700 ETF-Sparpläne

Für wen geeignet? ETF-Dauer­investoren mit hoher Sparrate oder Vieltrader, die lieber eine Flatrate buchen als ihre Trades zu zählen.


3.3 Smartbroker+ – Null Euro mit Fußnoten

  • Orderkosten: 0 € auf GETTEX ab 500 € Volumen, sonst 1 € (GETTEX <500 €) bzw. 4 € auf L&S oder Xetra  
  • Depot: kostenlos, Baader-Bank-Verwahrung
  • Asset-Abdeckung: breit – Aktien, Anleihen, Derivate, echte Kryptos, Edelmetalle
  • Haken: Keine echte Echtzeit-Abrechnung (T+1), Web-Frontend noch Beta

Für wen geeignet? Kostenbewusste mit größeren Ordervolumina, die gelegentlich an andere Handelsplätze ausweichen.


3.4 Comdirect – der Veteran

  • Ordergebühr: Aktionspreis 3,90 € im ersten Jahr; danach 4,90 € + 0,25 % (min. 9,90 €)  
  • Depotführungsentgelt: 1,95 €/Monat, erlassbar bei ≥ 2 Trades/Quartal oder giro-Kombi  
  • Börsenauswahl: Alle deutschen und 46 Auslandsbörsen, Eurex-Optionen, Neuemissionen
  • Service: 24-h-Hotline, Wertpapierkredit, Musterdepot, eigenes Research

Für wen geeignet? Semi-professionelle Anleger, die Vielfalt, Beratung und Optionshandel höher gewichten als Discount-Preise.


3.5 Degiro – der internationale Vielkönner

  • Gebühren: 3,90 € Frankfurt-Aktien, 1 € Bearbeitungsgebühr global; Futures/Optionen ab 1 €/Kontrakt  
  • Stärken: 30 + Märkte, Margin-Handel, Leerverkäufe, günstige US-Optionen
  • Schwächen: Kein automatischer Quellensteuer-Service, Cash nur über Geldmarkt-Fonds, deutschsprachiger Support eingeschränkt

Für wen geeignet? Fortgeschrittene und Daytrader mit internationalem Fokus, die Steuer-DIY nicht scheuen.


4. Regulatorische Großwetterlage

Thema

Status 2025

Relevanz für Anleger

PFOF-Verbot (MiFID III)

EU-weit beschlossen, Start 01.06.2026  

Geschäftsmodell von Neobrokern wird teurer; Gebührenstrukturen könnten sich ändern

Consolidated Tape

Politisches Ziel: Echtzeit-Preisband für EU-Aktien; Pilot 2025

Könnte Spreads an Inlandsbörsen reduzieren, Xetra-Aufschlag relativiert sich

CSRD/ESG-Pflichtangaben

Broker müssen ESG-Labels transparenter ausweisen

Hilft Impact-Investoren, erschwert Greenwashing

Kryptoverwahrlizenz (BaFin)

Erste Lizenzen 2024; Smartbroker+ & Trade Republic in Beantragung

Reduziert Kontrahentenrisiko beim Krypto-Handel


5. Praxis-Cases: Welcher Broker für welches Profil?

  1. ETF-Ansparer (100 € Sparrate, 2 ETFs)
    • Kosten bei Scalable Capital/Trade Republic/Smartbroker+: 0 € p. m.
    • Vorteil Scalable: Sparplan-Änderung bis 08:30 Uhr taggleich.
    • Nachteil bei Vollbanken: 1,50 €–1,75 € pro Sparrate.
  2. Aktien-Picker (6 Trades/Jahr à 2 000 €)
    • Smartbroker+ (Gettex 0 €) oder Scalable (Prime+ 4,99 € × 12 = 59,88 €) unterbieten TR knapp.
    • Comdirect läge bei 6 × (9,90 € + 0,25 %) ≈ ≈ 69 € – aber volle Börsenauswahl.
  3. Options-Hedger (Eurex DAX-Puts)
    • Degiro 1 €/Kontrakt unschlagbar, Margin-Lending eingebaut.
    • Neobroker bieten (noch) keine echten Optionen.
  4. Krypto-Affinity (Bitcoin & ETH, gelegentlich Aktien)
    • Trade Republic: alles in einer App, aber 2 % Spread.
    • Smartbroker+: Echter Spot-Kauf, Lizenz im Antragsprozess, Spreads ~ 0,3 %  .
  5. Cash-Heavy (250 k € Liquidität + ETFs)
    • Scalable Prime+: 2 % Zinsen → 5 000 € p. a. Brutto – fast 100 Free-Trades querfinanziert.
    • TR bietet 4 %, aber nur bis 50 k € – restliche 200 k € bleiben unverzinst.

6. Zukunftsausblick – drei Thesen

  1. Rückenwind für Börsenumsätze: Das PFOF-Verbot wird Neobroker zwingen, Orders stärker an regulierte Börsen zu leiten. Kurzfristig könnten Gebühren steigen, langfristig sorgt der Wettbewerb der Handelsplätze für engere Spreads – ein Hidden Benefit für Vieltrader.
  2. Broker werden zu Super-Apps: Von Zinskonten (Scalable), Kreditkarten (Trade Republic) bis zu Fractional Real-Estate (Pilot bei Degiro) – die Plattformen wollen das gesamte Finanz-Betriebssystem abdecken. Für Anleger heißt das: Komfort wächst, aber auch das Vendor-Lock-in-Risiko.
  3. API-first gewinnt die Pros: Sichtbare Gebühren sind nicht alles. Wer endlich offene Schnittstellen anbietet, zieht FinTech-Power-User und Unternehmer an – eine Zielgruppe mit höherem Vermögen und geringerer Churn-Rate.

7. Fazit – Dein passender Broker

  • Gelegenheitstrader und ETF-Sparer fahren 2025 mit Trade Republic oder Scalable Capital am günstigsten.
  • Ordervolumina > 500 € spielen Smartbroker+ in die Karten, besonders wenn GETTEX reicht.
  • Aktive Options- und Futures-Händler liegen bei Degiro vorne.
  • All-in-One-Banking plus Börse inklusive Nächte-Hotline bietet die Comdirect.

Am Ende ist die Wahl weniger eine mathematische als eine strategische Frage:

Welche Funktionen brauche ich heute – und welche Veränderungen (Regulierung, Asset-Klassen, Zinsen) erwarte ich morgen?

Wer das beantwortet, findet seinen Broker – und spart über Jahre, was sonst lautlos Rendite gefressen hätte.

Der Autor hält langfristige Positionen in mehreren ETFs, die über Trade Republic und Scalable Capital bespart werden. Dieser Artikel stellt weder Anlage- noch Steuerberatung dar. Wertpapiergeschäfte sind mit Risiken verbunden, bis hin zum Totalverlust. Recherchestand: 29. Juni 2025.


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Über den Autor

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Andreas Vonoia

Finanz-Experte

Hallo, mein Name ist Andreas Vonoia, und ich bin Finanzredakteur bei Aktie.net. Ich habe mich auf das Thema Aktien-Trading spezialisiert.


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