Ratgeber Robinhood startet 24/7 Aktienhandel in Deutschland

Veröffentlicht am 01.07.2025 von Andreas Vonoia

Der US-Neobroker Robinhood ist in Deutschland da – mit 24/7-Handel von US-Aktien. Doch es sind keine Aktien, sondern Token auf einer Blockchain. Wir analysieren die Chancen, die hohen Risiken und die komplexen steuerlichen Konsequenzen des neuen Angebots.

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Was genau startet Robinhood in Deutschland?

Im Kern führt Robinhood nicht den direkten Handel von klassischen Aktien über traditionelle Börsenplätze wie die NYSE oder die NASDAQ ein. Stattdessen basiert das Angebot auf einer innovativen Technologie: der Tokenisierung von Wertpapieren. Anleger in Deutschland und der EU können zum Start über 200 der liquidesten und beliebtesten US-Aktien und ETFs als sogenannte „Stock Tokens“ handeln. Diese digitalen Token sind quasi eine digitale Repräsentation der zugrunde liegenden Aktie, deren Wert 1:1 an den realen Kurs des Wertpapiers gekoppelt ist.

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Der Handel selbst findet nicht an einer Börse, sondern direkt auf einer von Robinhood betriebenen Plattform statt, die auf einer Blockchain-Lösung basiert. Damit umgeht das Unternehmen die traditionellen Öffnungszeiten der Börsen und ermöglicht einen ununterbrochenen Handelsfluss. Für den Anleger fühlt es sich in der App womöglich ähnlich an wie der normale Aktienkauf, doch die Infrastruktur im Hintergrund ist eine völlig andere. Auch Dividenden werden abgebildet: Inhaber der Token erhalten die entsprechenden Ausschüttungen automatisch über die Plattform gutgeschrieben, sodass der wirtschaftliche Kern des Aktienbesitzes erhalten bleibt.

Die Technologie: Wie Blockchain den Aktienhandel revolutionieren soll

Das technische Herzstück von Robinhoods 24/7-Angebot ist eine speziell entwickelte Layer-2-Blockchain, die auf der bekannten Arbitrum-Technologie aufsetzt. Layer-2-Lösungen sind darauf ausgelegt, Transaktionen schneller und kostengünstiger abzuwickeln als die zugrunde liegenden, oft überlasteten Haupt-Blockchains. Durch diesen Ansatz kann Robinhood potenziell Tausende von Transaktionen pro Sekunde zu minimalen Kosten durchführen.

Anstatt eine Order an eine zentrale Börse zu leiten, wo sie mit anderen Orders im Orderbuch abgeglichen wird, findet die Abwicklung im Robinhood-Ökosystem statt. Spezialisierte Finanzdienstleister, sogenannte Market Maker, stellen kontinuierlich An- und Verkaufskurse (den „Spread“) für die Token zur Verfügung und sichern so die Liquidität. Der gesamte Prozess – von der Orderaufgabe über die Ausführung bis zur Verbuchung der Token im Wallet des Nutzers – läuft automatisiert und dezentralisiert über die Blockchain ab. Ziel ist es, die Kette an Intermediären (Broker, Börse, Clearingstelle) zu verkürzen und damit Effizienzgewinne zu erzielen, die in Form von niedrigeren Kosten an die Kunden weitergegeben werden können.

Chancen für deutsche Anleger: Mehr Flexibilität und neue Strategien

Die Vorteile des ununterbrochenen Handels liegen auf der Hand. Die starren Handelszeiten von 15:30 bis 22:00 Uhr deutscher Zeit für US-Aktien gehören damit der Vergangenheit an. Dies eröffnet Anlegern eine Reihe neuer strategischer Möglichkeiten:

  1. Reaktion auf globale Nachrichten: Eine Gewinnwarnung eines US-Tech-Giganten, die nachts europäischer Zeit veröffentlicht wird, führte bisher dazu, dass Anleger tatenlos zusehen mussten, wie der Kurs im vorbörslichen Handel fällt. Mit dem 24/7-Handel können sie sofort Positionen anpassen, verkaufen oder nachkaufen.
  2. Flexibles Portfoliomanagement: Anleger sind nicht mehr an Wochentage oder bestimmte Uhrzeiten gebunden, um ihr Depot umzuschichten. Eine Idee, die am Wochenende entsteht, kann direkt umgesetzt werden, ohne auf die Börsenöffnung am Montag warten zu müssen.
  3. Das bekannte Kostenmodell: Robinhood bleibt seiner Linie treu und bietet den Handel mit den Stock Tokens provisionsfrei an. Es fallen also keine direkten Ordergebühren an, was das Angebot besonders für Anleger mit hoher Handelsfrequenz attraktiv macht. Die Kosten verstecken sich, wie auch im regulären Handel, im Spread.
  4. Neue Arbitragemöglichkeiten: Für sehr erfahrene Trader könnten sich kurzfristig Möglichkeiten ergeben, Preisdifferenzen zwischen dem 24/7-Markt und den offiziellen Börsenkursen auszunutzen, auch wenn diese Fenster in der Regel nur sehr kurz offenstehen.

Die Kehrseite der Medaille: Risiken des 24/7-Handels

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Der Handel außerhalb der regulären Börsenzeiten ist mit spezifischen Risiken verbunden, die jeder Anleger kennen und verstehen muss, bevor er die erste Order platziert.

Das größte Risiko ist die geringere Liquidität. Außerhalb der Kernhandelszeiten in den USA sind deutlich weniger Marktteilnehmer aktiv. Dies führt unweigerlich zu größeren Spreads, also einer weiteren Spanne zwischen An- und Verkaufskurs. Ein weiter Spread stellt versteckte Kosten dar, da man beim Kauf mehr bezahlt und beim Verkauf weniger erhält als beim theoretischen Mittelkurs. Diese Kosten können die Ersparnis durch den Verzicht auf Ordergebühren schnell zunichtemachen.

Ein weiteres Risiko ist die erhöhte Volatilität. Bei geringem Handelsvolumen können schon kleinere Orders größere Kursbewegungen auslösen als während der regulären Börsenzeiten. Die Preise können stärker schwanken, was das Risiko von unvorteilhaften Ausführungen erhöht. Zudem kann es zu Preisabweichungen kommen. Der auf der Robinhood-Plattform gehandelte Kurs muss nicht exakt dem letzten Schlusskurs oder dem vorbörslichen Indikationspreis der Referenzbörse entsprechen. Er bildet sich autonom auf Basis von Angebot und Nachfrage innerhalb des Robinhood-Ökosystems.

Nicht zu unterschätzen sind auch die psychologischen Gefahren. Die ständige Verfügbarkeit des Marktes kann zu impulsivem Handeln und „Over-Trading“ verleiten. Die Angst, etwas zu verpassen (FOMO), kann rationale Anlageentscheidungen untergraben und gerade für Anfänger zu einer teuren Falle werden.

Rechtliche und steuerliche Aspekte: Was Anleger wissen müssen

Dies ist vielleicht der wichtigste Punkt für deutsche Anleger. Da es sich bei den gehandelten Instrumenten nicht um klassische Aktien, sondern um tokenisierte Derivate handelt, ergeben sich erhebliche Unterschiede in der rechtlichen und steuerlichen Behandlung. Während Gewinne aus dem Verkauf von Aktien in Deutschland der pauschalen Abgeltungsteuer von rund 26,38 % (inkl. Soli) unterliegen, könnten Gewinne aus diesen Token anders besteuert werden.

Je nach genauer Ausgestaltung des Produkts könnten die Finanzbehörden diese als Termingeschäfte oder sonstige Kapitalforderungen einstufen. Dies könnte zur Folge haben, dass Gewinne mit dem persönlichen Einkommensteuersatz versteuert werden müssen, der bis zu 45 % betragen kann. Anleger sollten hier dringend steuerlichen Rat einholen, bevor sie aktiv werden. Auch der Aspekt der Sicherheit ist anders zu bewerten. Klassische Wertpapiere werden als Sondervermögen getrennt vom Brokervermögen verwahrt und sind im Insolvenzfall geschützt. Bei Krypto-Assets und Token hängt der Schutz von der Verwahrstruktur des Anbieters ab. Ein klassischer Einlagenschutz wie bei Bankguthaben greift hier in der Regel nicht.

Robinhoods 24/7-Handel in Deutschland: Die Fakten im Überblick

Merkmal Beschreibung
Handelbare Produkte Tokenisierte US-Aktien und ETFs (sog. "Stock Tokens")
Anzahl zum Start Über 200 der beliebtesten US-Werte
Handelszeiten 24 Stunden, 7 Tage die Woche
Technologie-Basis Eigene Layer-2 Blockchain auf Arbitrum-Basis
Kostenstruktur Keine direkten Ordergebühren (provisionsfrei), Kosten entstehen durch den Spread
Größte Chance Maximale Flexibilität, um jederzeit auf Marktereignisse zu reagieren
Größtes Risiko Geringere Liquidität, höhere Spreads und Volatilität außerhalb der Kernhandelszeiten
Rechtlicher Status Digitale Derivate, keine klassischen Aktien. Dies hat steuerliche Konsequenzen.
Sicherheit Kein klassischer Einlagenschutz für die Token; Sicherheit hängt von Robinhoods Verwahrung ab

Für wen eignet sich der neue 24/7-Handel?

Das neue Angebot von Robinhood zielt nicht auf jeden Anlegertyp ab. Am ehesten profitieren erfahrene und sehr aktive Trader, die die Mechanismen des außerbörslichen Handels verstehen und die damit verbundenen Risiken wie Liquiditätsschwankungen und Spread-Ausweitung bewusst managen können. Für sie ist die Möglichkeit, globale Nachrichten rund um die Uhr zu handeln, ein mächtiges Werkzeug.

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Für Anfänger und unerfahrene Anleger ist hingegen höchste Vorsicht geboten. Die Verlockung des ständigen Handels kann zu emotionalen und unüberlegten Entscheidungen führen. Wer gerade erst mit dem Investieren beginnt, sollte sich zunächst auf den regulären, liquiden Börsenhandel konzentrieren und die Komplexität des 24/7-Handels meiden. Langfristig orientierte Buy-and-Hold-Investoren, deren Strategie auf monatlichen Sparplänen und dem Halten von Positionen über Jahre beruht, benötigen die Funktionalität des 24/7-Handels in der Regel nicht. Für sie sind die damit verbundenen Risiken und die steuerliche Komplexität ein unnötiger Aufwand.

Fazit: Eine Revolution mit Vor- und Nachteilen

Robinhoods Vorstoß nach Deutschland mit einem 24/7-Handelsangebot für US-Werte ist ohne Zweifel ein bahnbrechender Schritt. Er beschleunigt den Trend zu einem immer digitaleren, globaleren und zeitlich entkoppelten Finanzmarkt. Die technologische Umsetzung über eine Blockchain ist innovativ und zeigt, wohin die Reise in der Finanzbranche gehen könnte: weg von starren Intermediären, hin zu effizienteren und direkteren Systemen.

Für Anleger in Deutschland bedeutet dies eine faszinierende neue Möglichkeit, die mit großer Macht – der Freiheit, jederzeit zu handeln – aber auch mit großer Verantwortung einhergeht. Die Vorteile der Flexibilität und des provisionsfreien Modells sind verlockend. Doch sie werden erkauft durch handfeste Risiken in Form von geringerer Liquidität, höheren Spreads und potenzieller Volatilität. Die ungeklärten bzw. komplexen steuerlichen Rahmenbedingungen für diese Art von Derivaten in Deutschland stellen eine weitere hohe Hürde dar. Der 24/7-Handel ist kein Allheilmittel, sondern ein Spezialwerkzeug für erfahrene Akteure. Für alle anderen gilt: Die Börsen mögen bald nicht mehr schlafen, doch eine fundierte und ruhige Anlagestrategie ist oft der beste Weg, um selbst ruhig schlafen zu können.

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Über den Autor

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Andreas Vonoia

Finanz-Experte

Hallo, mein Name ist Andreas Vonoia, und ich bin Finanzredakteur bei Aktie.net. Ich habe mich auf das Thema Aktien-Trading spezialisiert.


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