Ratgeber Stellantis: Elektrowandel gemeistert – Multi-Marken-Strategie als Erfolgsrezep
Veröffentlicht am 30.06.2025 von Andreas Vonoia
Stellantis vereint 14 Automarken wie Jeep, Fiat und Opel zu einem globalen Giganten. Doch wie will der Konzern die Elektro-Wende meistern? Eine Analyse der Chancen, Risiken und der ambitionierten „Dare Forward 2030“-Strategie.

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Zum Broker-VergleichWer oder was ist Stellantis? Ein Gigant im Schatten
Um die heutige Position von Stellantis zu verstehen, ist ein Blick auf seine Entstehung unerlässlich. Offiziell im Januar 2021 gegründet, bündelt der Konzern die Stärken und das Erbe von zwei Automobilimperien. Auf der einen Seite die Groupe PSA mit ihren europäischen Kernmarken Peugeot, Citroën, DS und Opel/Vauxhall. Auf der anderen Seite Fiat Chrysler Automobiles, ein transatlantischer Riese mit Marken wie Fiat, Alfa Romeo, Maserati, Lancia sowie den amerikanischen Schwergewichten Jeep, Ram, Dodge und Chrysler.
Das Ergebnis ist ein Unternehmen von beeindruckender Dimension. Mit einem Jahresumsatz von fast 190 Milliarden Euro im Jahr 2023 und über 270.000 Mitarbeitern weltweit gehört Stellantis unbestreitbar zur Weltspitze. Die schiere Vielfalt des Portfolios ist beispiellos:
- Volumenmarken: Peugeot, Fiat, Citroën, Opel
- Premiummarken: Alfa Romeo, DS Automobiles, Lancia
- Luxusmarken: Maserati
- US-Marken: Jeep, Ram, Dodge, Chrysler
Diese breite Abdeckung ermöglicht es dem Konzern, nahezu jedes Marktsegment zu bedienen – vom kleinen Stadtflitzer über Familien-SUVs bis hin zu leistungsstarken Pick-up-Trucks und luxuriösen Sportwagen. Genau diese Vielfalt bildet den Kern der Unternehmensstrategie.
Die Multi-Marken-Strategie: Stärke oder Schwäche?
Die Strategie, 14 eigenständige Marken unter einem Dach zu führen, ist das zentrale Unterscheidungsmerkmal von Stellantis. Sie birgt sowohl enorme Chancen als auch erhebliche Risiken.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Synergien und Skaleneffekte: Hinter den Kulissen teilt sich der Konzern die Kosten. Durch die Nutzung gemeinsamer Plattformen, wie den neuen, für die Elektromobilität konzipierten „STLA“-Plattformen (Small, Medium, Large, Frame), können Entwicklungskosten auf viele Modelle verteilt werden. Auch im Einkauf und in der Produktion lassen sich durch die schiere Größe erhebliche Einsparungen realisieren. Dies hat sich bereits in den beeindruckend hohen Gewinnmargen niedergeschlagen, die Stellantis seit der Fusion erzielt.
- Breite Marktabdeckung: Jede Marke hat ihre eigene Geschichte, ihr eigenes Image und ihre eigene Zielgruppe. Ein loyaler Jeep-Fahrer in den USA würde vielleicht nie einen Peugeot kaufen, und ein überzeugter Fiat-500-Fahrer in Italien interessiert sich nicht für einen Ram-Truck. Stellantis kann diese unterschiedlichen emotionalen Bindungen nutzen, um eine breite Kundenbasis zu halten und gleichzeitig neue Käufer mit maßgeschneiderten Angeboten zu gewinnen.
- Resilienz: Die Diversifikation macht den Konzern widerstandsfähiger gegenüber regionalen Krisen oder Nachfrageschwankungen in einzelnen Segmenten. Läuft es in Europa schlechter, kann das starke US-Geschäft mit Jeep und Ram dies teilweise kompensieren – und umgekehrt.
Doch die Nachteile sind nicht zu unterschätzen:
- Komplexität und Kannibalisierung: Die Steuerung von 14 Marken ist eine Herkulesaufgabe. Es besteht die Gefahr, dass die Markenidentitäten verwässern, wenn zu viele Modelle auf der gleichen technischen Basis stehen. Außerdem können sich Marken innerhalb des Konzerns Konkurrenz machen. Ein Opel Corsa Electric und ein Peugeot e-208 fischen beispielsweise im selben Teich.
- Legacy-Lasten: Im Gegensatz zu neuen Playern wie Tesla oder BYD schleppt Stellantis das Erbe alter Fabrikstrukturen, langjähriger Lieferantenbeziehungen und einer traditionell gewachsenen Belegschaft mit sich. Die Transformation dieser Strukturen für das Elektrozeitalter ist kosten- und zeitintensiv.
- Marketingaufwand: Jede der 14 Marken erfordert ein eigenes Marketing, eine eigene Vertriebsstrategie und ein eigenes Händlernetz. Dieser Aufwand ist deutlich höher als bei einem Konzern mit nur einer oder wenigen Marken.
„Dare Forward 2030“: Die Elektro-Offensive von Stellantis
CEO Carlos Tavares ist sich dieser Herausforderungen bewusst. Mit dem Strategieplan „Dare Forward 2030“ hat er einen klaren Kurs vorgegeben: die konsequente Elektrifizierung des gesamten Portfolios. Die Ziele sind ambitioniert: Bis 2030 sollen in Europa 100 % der Verkäufe auf rein batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) entfallen, in den USA sind 50 % angepeilt. Um dies zu erreichen, investiert der Konzern bis 2025 über 30 Milliarden Euro in Elektrifizierung und Software.
Das Herzstück dieser Offensive sind die bereits erwähnten STLA-Plattformen. Diese modularen Architekturen sind von Grund auf für den Elektroantrieb konzipiert und ermöglichen Reichweiten von bis zu 800 Kilometern. Sie sollen die technologische Basis für eine Vielzahl von Modellen liefern, vom Kleinwagen bis zum großen Pick-up. Modelle wie der Jeep Avenger (Europas Auto des Jahres 2023), der Fiat 500e oder die elektrischen Versionen von Peugeot 208 und Opel Corsa zeigen bereits, dass der Konzern im Volumensegment konkurrenzfähige Produkte anbieten kann. Mit dem kommenden Ram 1500 REV greift Stellantis nun auch den wichtigen und hochprofitablen US-Truck-Markt an.
Ein weiterer entscheidender Baustein ist die Sicherung der Batterieversorgung. Stellantis plant den Bau mehrerer „Gigafactories“ in Europa und Nordamerika, oft in Partnerschaft mit Spezialisten wie LG Energy Solution oder Samsung SDI, um die Abhängigkeit von asiatischen Lieferanten zu verringern und die Wertschöpfung im Konzern zu halten.
Fakt | Information |
---|---|
Name des Konzerns | Stellantis N.V. |
CEO | Carlos Tavares |
Gründung | 16. Januar 2021 (durch Fusion von PSA und FCA) |
Hauptsitz | Amsterdam, Niederlande |
Anzahl der Marken | 14 (u.a. Peugeot, Fiat, Jeep, Opel, Chrysler, Ram, Citroën, Alfa Romeo) |
Umsatz (2023) | ca. 189,5 Mrd. € |
Mitarbeiter (weltweit) | ca. 272.000 |
Strategieplan | Dare Forward 2030 |
Chancen und Risiken für Investoren
Für Anleger stellt sich die Frage, wie diese Gemengelage zu bewerten ist. Die Stellantis-Aktie wird an der Börse oft mit einem deutlichen Bewertungsabschlag gegenüber Wettbewerbern wie Volkswagen oder Ford gehandelt. Dies könnte auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein: die wahrgenommene Komplexität, die hohe Abhängigkeit vom europäischen und nordamerikanischen Markt und die Sorge, ob die Transformation schnell genug gelingt.
Die Chancen für ein Investment sind jedoch nicht von der Hand zu weisen:
- Hohe Profitabilität und Dividende: Stellantis glänzt seit der Fusion mit branchenführenden Gewinnmargen. Die strikte Kostenkontrolle von CEO Tavares trägt Früchte. Dies ermöglicht eine attraktive Dividendenpolitik, die für renditeorientierte Anleger interessant ist.
- Unbewertetes Potenzial: Sollte der Markt beginnen, das volle Synergiepotenzial und den Erfolg der E-Strategie einzupreisen, könnte die Aktie erhebliches Aufholpotenzial haben.
- Starke Marktpositionen: In vielen Märkten, insbesondere in Europa, Südamerika und im US-Truck-Segment, ist Stellantis Marktführer oder ein sehr starker Wettbewerber. Diese Bastionen bieten eine stabile Einnahmequelle.
Gegenüber stehen handfeste Risiken:
- Zunehmender Wettbewerb: Der Druck durch Tesla und insbesondere durch aggressive chinesische Hersteller wie BYD nimmt weltweit zu. Diese neuen Konkurrenten sind oft schlanker aufgestellt und haben Kostenvorteile, vor allem bei der Batterietechnologie.
- Execution Risk: Der Plan „Dare Forward 2030“ ist ambitioniert. Verzögerungen bei der Entwicklung neuer Modelle, Probleme beim Hochfahren der Batteriefabriken oder eine langsamere Kundenakzeptanz als erwartet könnten die Ziele gefährden.
- Software-Kompetenz: Wie viele traditionelle Autobauer hinkt Stellantis im Bereich Software und Vernetzung noch hinterher. Der Aufbau dieser Kompetenz ist entscheidend für zukünftige Geschäftsmodelle und die Kundenbindung.
Fazit: Ist die Stellantis-Aktie ein unentdecktes Juwel?
Stellantis ist weit mehr als nur die Summe seiner Teile. Der Konzern ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie ein traditioneller Industriegigant versucht, sich für die Zukunft neu zu erfinden. Die Multi-Marken-Strategie ist dabei Segen und Fluch zugleich. Sie bietet eine einzigartige Mischung aus globaler Reichweite, Kostensynergien und emotionaler Markenbindung. Gleichzeitig erfordert sie ein exzellentes Management, um die Komplexität zu beherrschen und die Markenprofile scharf zu halten.
Für Investoren ist die Stellantis-Aktie eine Wette auf die erfolgreiche Umsetzung der „Dare Forward 2030“-Strategie. Sie ist kein Selbstläufer. Der Weg ist steinig und der Wettbewerb hart. Wer jedoch an die Managementfähigkeiten von Carlos Tavares glaubt und davon überzeugt ist, dass die Stärken des Konzerns die Risiken überwiegen, findet hier eine potenziell unterbewertete Aktie mit einer attraktiven Dividendenrendite. Ein „unentdecktes Juwel“ mag eine zu romantische Bezeichnung sein, aber ein genauerer Blick auf diesen oft übersehenen Giganten ist für jeden Automobil-Investor im Jahr 2025 unerlässlich.

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