Ratgeber Warner Bros. Discovery: Medienriese oder Turnaround-Kandidat? Streaming-Blick

Veröffentlicht am 29.06.2025 von Andreas Vonoia

Ein Paukenschlag bei Warner Bros. Discovery: Die Aufspaltung soll den Turnaround bringen. Zwischen Streaming-Wachstum, sinkenden Erlösen und einem unschätzbaren Content-Portfolio analysieren wir die Chancen und Risiken dieser unterbewerteten Aktie für mutige Anleger.

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Der Paukenschlag: Die Aufspaltung in zwei fokussierte Unternehmen

Die im Juni 2025 verkündete Entscheidung, Warner Bros. Discovery in zwei eigenständige, börsennotierte Unternehmen aufzuteilen, markiert den bisher dramatischsten Schritt in der Ära Zaslav. Die Logik hinter diesem Manöver ist klar: die Trennung des wachstumsstarken, aber kapitalintensiven Streaming- und Studiogeschäfts von den profitablen, aber schrumpfenden linearen TV-Netzwerken. Die neue Struktur sieht wie folgt aus:

  • Streaming & Studios: Dieses Unternehmen wird zum Herzstück der kreativen Inhalte. Es umfasst die prestigeträchtigen Warner Bros. Film- und Fernsehstudios, das DC-Universum, den Premium-Sender HBO und die globale Streaming-Plattform Max. Hier sollen zukünftig die großen Blockbuster, die preisgekrönten Serien und die globalen Franchises entstehen, die Abonnenten anlocken und binden.
  • Global Networks: In diesem zweiten Konzern werden die traditionellen Kabel- und Fernsehsender gebündelt. Dazu gehören globale Nachrichtenmarken wie CNN, Sportkanäle wie TNT Sports sowie das breite Portfolio der Discovery-Kanäle. Interessanterweise wird auch der profitable Streaming-Dienst Discovery+ Teil dieses Unternehmens sein, was eine klare Strategie zur Maximierung der Cashflows aus dem etablierten Geschäft unterstreicht.

Das Ziel dieser Aufspaltung ist es, beiden Einheiten mehr strategische Flexibilität zu geben. "Streaming & Studios" kann sich voll auf das globale Wachstum und den harten Wettbewerb mit Netflix und Disney konzentrieren, ohne von den sinkenden Einnahmen des Kabelgeschäfts belastet zu werden. "Global Networks" hingegen kann sich darauf fokussieren, die Profitabilität zu maximieren und als stabile "Cash Cow" zu fungieren, um möglicherweise Dividenden an die Aktionäre auszuschütten. Für Investoren schafft dies mehr Transparenz und die Möglichkeit, gezielt in den Unternehmenszweig zu investieren, dessen Risikoprofil ihren Vorstellungen entspricht.

Das Streaming-Paradox: Starkes Wachstum trifft auf sinkende Erlöse

Ein Blick auf die jüngsten Zahlen aus dem ersten Quartal 2025 zeigt, warum die Streaming-Strategie im Mittelpunkt steht. Mit einem Zuwachs von 5,3 Millionen neuen Abonnenten hat WBD die globale Marke von 122,3 Millionen Nutzern überschritten. Die Umsätze im Direct-to-Consumer-Segment stiegen um beachtliche 9 %, während die Werbeerlöse auf der Streaming-Plattform Max sogar um 35 % zulegten. Dies signalisiert, dass das werbefinanzierte Abo-Modell an Fahrt gewinnt und eine wichtige Säule für zukünftige Profitabilität darstellt.

Doch diese positiven Nachrichten werden von einer beunruhigenden Entwicklung überschattet: dem sinkenden durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer (ARPU). Dieser ist im Jahresvergleich um 9 % auf 7,11 US-Dollar gefallen. Dieses Paradox aus starkem Nutzerwachstum und sinkenden Pro-Kopf-Erlösen ist eine direkte Folge des intensiven Wettbewerbs und der globalen Expansion. Um in preissensiblen Märkten in Asien oder Lateinamerika zu wachsen, muss WBD günstigere Tarife anbieten. Gleichzeitig zwingt der Konkurrenzdruck in den etablierten Märkten wie Nordamerika und Europa zu aggressiven Preisstrategien und Bundle-Angeboten. Die große Herausforderung für das zukünftige "Streaming & Studios"-Unternehmen wird es sein, eine Balance zwischen aggressivem Wachstum und nachhaltiger Profitabilität zu finden.

Die unschätzbare Schatzkammer: Content als ultimativer Trumpf

Trotz aller Herausforderungen verfügt Warner Bros. Discovery über ein Ass im Ärmel, das kaum ein Konkurrent überbieten kann: eine der wertvollsten und umfangreichsten Inhaltsbibliotheken der Welt. Mit einem bilanziellen Wert von über 35 Milliarden US-Dollar an immateriellen Vermögenswerten (Stand Q2 2025) sitzt der Konzern auf einer wahren Goldgrube. Von HBO-Klassikern wie "Game of Thrones" und "Die Sopranos" über das DC-Superhelden-Universum bis hin zu den "Harry Potter"-Filmen und unzähligen Reality-Formaten von Discovery – die Vielfalt und Qualität des Contents ist unbestreitbar.

Die aktuelle Strategie zielt darauf ab, diese Schatzkammer maximal auszuschöpfen. Anstatt ständig teure, riskante neue Projekte zu starten, setzt das Management verstärkt auf "Evergreen Content" – also zeitlose Inhalte, die immer wieder Zuschauer finden. Zudem wird der Fokus auf die Erweiterung bestehender, erfolgreicher Franchises gelegt. Eine neue "Harry Potter"-Serie oder weitere Spin-offs aus dem "Game of Thrones"-Universum sind Beispiele für diesen risikoärmeren und potenziell hochprofitablen Ansatz. Diese Content-Strategie, gepaart mit strenger Kostenkontrolle, soll die Margen im Streaming-Geschäft nachhaltig verbessern.

Die Diskrepanz zwischen dem enormen Wert dieser Inhalte und der aktuellen Börsenbewertung ist frappierend. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von nur 1,69 wird die WBD-Aktie von vielen Marktteilnehmern als deutlich unterbewertet angesehen. Value-Investoren sehen hier die Chance, dass der Markt das wahre Potenzial des Content-Portfolios noch nicht eingepreist hat.

Kennzahl Wert (Stand Q1/Q2 2025)
Globale Streaming-Abonnenten 122,3 Millionen
Globaler Streaming ARPU 7,11 USD (-9 % im Jahresvergleich)
Streaming-Werbeumsatzwachstum +35 %
Wert des Content-Portfolios > 35 Milliarden USD
Rückgang der linearen TV-Abonnenten -9 % im Jahresvergleich
Analysten-Rating (Zacks Rank) #3 (Hold)

Fazit: Eine mutige Wette auf den Turnaround für risikobereite Anleger

Warner Bros. Discovery steht zweifellos an einem kritischen Wendepunkt. Die Aufspaltung ist ein mutiger und logischer Schritt, um die komplexen Herausforderungen eines hybriden Medienunternehmens zu bewältigen. Auf der einen Seite steht das immense Potenzial des "Streaming & Studios"-Konzerns, angetrieben von einer unvergleichlichen Content-Bibliothek und wachsenden Abonnentenzahlen. Analysten haben ihre Gewinnschätzungen zuletzt um über 23 % nach oben korrigiert, was auf wachsenden Optimismus hindeutet.

Auf der anderen Seite bleiben erhebliche Risiken. Der unaufhaltsame Niedergang des linearen Fernsehens, der enorme Schuldenberg, der auch nach der Aufspaltung eine Belastung darstellen wird, und der unerbittliche Wettbewerbsdruck im Streaming-Markt dürfen nicht unterschätzt werden. Der sinkende ARPU zeigt, dass Wachstum seinen Preis hat und der Weg zur nachhaltigen Profitabilität steinig bleibt. Das "Hold"-Rating vieler Analysten spiegelt diese Unsicherheit wider.

Für Anleger ist Warner Bros. Discovery somit eine klassische Turnaround-Story. Es ist keine Aktie für schwache Nerven oder konservative Portfolios. Wer jedoch davon überzeugt ist, dass die Qualität des Contents sich am Ende durchsetzen wird und dass die neue, fokussierte Unternehmensstruktur den wahren Wert der einzelnen Geschäftsbereiche freisetzen kann, findet hier eine potenziell stark unterbewertete Aktie. Der Erfolg hängt davon ab, ob es dem Management gelingt, die Aufspaltung reibungslos umzusetzen und die neue "Streaming & Studios"-Einheit zu einem profitablen globalen Champion zu formen. Die kommenden Quartale werden zeigen, ob der Gigant tatsächlich zu alter Stärke zurückfindet.

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Über den Autor

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Andreas Vonoia

Finanz-Experte

Hallo, mein Name ist Andreas Vonoia, und ich bin Finanzredakteur bei Aktie.net. Ich habe mich auf das Thema Aktien-Trading spezialisiert.


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